Geschichtlicher Abriss des Festivals INVENTIONEN bis 2004 (zur Homepage Inventionen)
1982, 1983, 1984, 1985, 1986
Intermezzo, 1989, 1990, 1992, 1994, 1996, 1998, 2000, 2002 , 2004
Vorgeschichte und Konzeption
Nach den Metamusikfestivals der siebziger Jahre fehlte ein regelmäßiges Forum, um Musik von BKP- Gästen (BKP = Berliner Künstlerprogramm des DAAD), deren Schaffen einen eher experimentellen Charakter hatte und deshalb in die Berliner Konzertlandschaft nicht recht zu integrieren war, einem Berliner Publikum vorzustellen. Die unter solcher Perspektive in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Künste initiierte Konzertreihe "Klangfiguren" nahm eine andere Entwicklung.
Daher wurde mit der 1981 in Zusammenarbeit mit dem TU-Studio unter dem Titel "stimmen" veranstalteten Reihe von Konzerten ein neuer Ansatz gesucht, der insbesondere auch der Wechselwirkung von Musik und Technik wieder einen breiteren Raum bereitstellen sollte. 1982 ging aus dem durchaus erfolgreichen Konzept der "stimmen" dann die Reihe der bis 1986 jährlich jeweils im Frühjahr stattfindenden INVENTIONEN hervor.
Es war die Idee von Anfang an, nicht allein neue oder auch in Berlin wenig bekannte Werke von BKP-Gästen aufzuführen; zugleich wurde der Dialog mit der anderen zeitgenössischen Produktion, aber auch mit der Geschichte gesucht. Damit sollte der bloßen Aneinanderreihung von Novitäten ein Gegengewicht geschaffen werden, das durch diese doppelte, sowohl historische als auch zeitgenössische Standortbestimmung das jeweilige Werk schärfer konturiert. Zum anderen war an diese Überlegungen der schüchterne Versuch geknüpft, durch das simple Faktum, auch ältere, in ihrer Qualität jedoch unbestrittene, gleichsam "klassische" Kompositionen zur Aufführung zu bringen, Beiträge zu einer Art elektroakustischen "Repertoires" zu leisten. Dadurch sollte dem gerade auf dem Gebiet der künstlerischen Arbeit mit technischen Medien weitverbreiteten unreflektierten Fortschrittsglauben ein kleines Korrektiv entgegengesetzt werden. (a)
Fanden die Konzerte des Jahres 1982 noch im TU-Lichthof und in der Akademie der Künste statt, so konnten die INVENTIONEN '83 im kommenden Jahr eine gewissermaßen "eigene" Örtlichkeit beziehen: das Dachgeschoss des nun zur TU gehörigen AEG-Gebäudes in der Weddinger Ackerstraße.
Hiermit waren völlig neue räumliche Voraussetzungen gegeben, die gerade in den folgenden Jahren auch zu künstlerischen Konsequenzen führten. (b)
Die zentrale Veranstaltung der INVENTIONEN '83 war die Berliner Erstaufführung von Luigi Nonos 1982 entstandenem "Diario Polacco Nr.23".
Nonos Werk stellt so gleichsam auch das ideelle Motto des Festivals, das sich in diesem Jahr in einem Schwerpunkt dem Schaffen zeitgenössischer polnischer Komponisten widmete.
Die traditionell guten Kontakte des TU-Studios zum Experimentalstudio des polnischen Rundfunks wurden in den kommenden Jahren weiter ausgebaut. Ein Konzert mit neuen
Produktionen amerikanischer Studios machte mit den aktuellen Entwicklungen auf dem Gebiet der Computermusik bekannt, wobei insbesondere die Tendenz sichtbar wurde, den Computerklängen "normale" Instrumente an die Seite zu stellen.
Den Schwerpunkt der INVENTIONEN '84 bildete eine umfangreiche Präsentation historischer und aktueller Arbeiten des Pariser INA-GRM Studios (Institut National de l'Audiovisuel Groupe des Recherches Musicales). Dieses am ORTF beheimatete Studio leitet sich aus der musique-concrète-Ästhetik Pierre Schaeffers her und markiert mit seinen in vielfacher Weise dem Hörspiel verpflichteten literarisch inspirierten Schaffen den künstlerischen Gegenpol zu einer eher auf "reine" Musik zielenden Ästhetik, wie sie das IRCAM oder auch die Kölner Anfänge der "elektrischen Musik" vertreten.
Das INA-GRM hatte sein eigenes "Lautsprecherorchester" mitgebracht und errichtete damit in der weitläufigen Etage der Ackerstraße eine akustische Landschaft. Auch dies ist eine bis in die Anfänge des Studios zurückreichende Tradition: das auf dem Tonband fixierte musikalisch-literarische Kunstwerk ist kein auf ewig unverrückbar fixierter Vorgang. Die Reproduktion mittels des sich immer wieder wandelnden Lautsprecherorchesters, die in einem künstlerischen Akt vor Ort gesteuert wird, belebt erst das auf dem Band fixierte Rohmaterial.
Das Konzept der experimentellen Klangerzeugung wurde bei den INVENTIONEN '84 um eine neue Facette bereichert. Zwar hatte schon 1982 Mario Bertoncini seine nach dem Prinzip der Äolsharfe gebauten Windinstrumente präsentiert, der selbstgebaute Klangerzeuger wurde aber erst jetzt auf breiterer Basis vorgestellt: sowohl die kanadische Gruppe "sonde" wie auch Herbert Försch-Tenge und Yoshimasa Wada experimentierten mit selbst entworfenen akustischen und lektroakustischen Instrumentarien.
Ein Programm mit EM aus Lateinamerika eröffnete den Blick auf eine kaum bekannte musikalische Landschaft.
Die INVENTIONEN '85 legten den besonderen Akut auf die hierzulande wenig bekannte neuere EM aus Großbritannien und den Niederlanden.
Der Aspekt selbstgebauter Klangerzeuger, der bereits im vorangegangenen Jahr vertreten war, wurde durch die selbstgebauten Instrumente Hans Karsten Raeckes, eine Installation des Berliner Künstlers Julius und die Musikmaschinen von Martin Riches weitergeführt, wobei die Wechselwirkung von bildender und akustischer Kunst bei den zwei letztgenannten Arbeiten deutlich spürbar wird.
Richard Teitelbaum und George Lewis führten Improvisationen vor mit einem Netzwerk aus zwei auf Kleincomputern basierenden interaktiven Systemen (Teitelbaums "digital piano system" und Lewis "rainbow family").
Die INVENTIONEN '86 standen unter dem gemeinsam mit der AdK gewählten Motto "Musik und Sprache", das in der Musik des zwanzigsten Jahrhunderts einen der zentralen Ströme des künstlerischen Denkens markiert.
Die Spannbreite des Präsentierten reichte von neuesten elektroakustischen Kompositionen, elektroakustischen und instrumentalen Klassikern (wie Stockhausens "Gesang der Jünglinge" oder auch Messiaens "Meditations sur le Mystère de la Sainte Trinité", die die Buchstaben heiliger Texte direkt in einen musikalischen Text übertragen) über akustische Installationen (John Driscoll), einen umfangreichen Performanceteil (u.a. Dupuy, Lucier, Battistelli, Galas, Rühm), Workshops bis hin zu einer in Verbindung mit den Freunden der Deutschen Kinemathek zusammengestellten Reihe von Filmen zum Verhältnis von Sprache, Klang und bewegtem Bild.
Der WDR hatte eine Audiothek "Komponisten als Hörspielmacher" zur Verfügung gestellt, die mit exemplarischen Werken den heutigen Stand einer autonomen Radiokunst dokumentierte.
Besonderer Aufmerksamkeit erfreuten sich das von Willem de Ridder, Cora und Alvin Curran konzipierte und realisierte Projekt "Walkman Berlin 1986" sowie das Konzert der japanischen Karyobinga Sho-Myo-Gruppe, in der St. Sebastian Kirche mit eigens für diesen Mönchschor geschriebenen Stücken zeitgenössischer Komponisten.
Krisen-Intermezzo und Finanzierungsfragen
Nach 1986 trat für 3 Jahre eine Zwangspause ein. Das Festival hatte eine Größe erreicht, die allein aus eigenen Mitteln nicht mehr zu bewältigen war; der Kultursenator konnte aber den Veranstalter-Wünschen nach finanzieller Unterstützung nicht nachkommen (dies tat er praktisch auch später kaum - die Gelder bezog das Festival hauptsächlich aus dem "Lotto-Topf" oder anderen Senatsmitteln).
Hinzu kam 1987 noch, daß die TU-Räume in der Ackerstraße verloren gingen, da sie wegen einer Asbest-Sanierung an den Architektur-Fachbereich fielen.
Eher als Zwischenspiel ist das kleine Festival "Musik im Februar" einzuschätzen: es waren die verkappten INVENTIONEN '87 mit Carles Santos, Alvin Curran und Maryanne Amachers. Der Name "Musik im Februar" sozusagen Symbol für nicht durchsetzbare Projekte bzw. für die Weigerung, dem Rückschritt auch noch das Prädikat INVENTIONEN zu verleihen taucht nochmals 1991 auf, als man wieder wegen Einsparungen auf das eigentlich anvisierte große Festival verzichten mußte. (Übrigens dachte man auch 1996 und 1998 über den Namen INVENTIONEN lange nach, ehe er dann doch aus Gründen der Kontinuität übernommen wurde.)
Nach der Wende nahm das Gerangel um die Finanzquellen zu, anfänglich sachte, aber ab 1993 um so dramatischer, der Senat erreichte, daß Musik-Biennale und INVENTIONEN nur noch alternierend (zweijährig) stattfinden.
Das viel größere und zu DDR-Zeiten, aber auch noch nach der Wende brisantere Biennale-Festival fand den Anschluss an die Berliner Festspiel-GmbH, während es die INVENTIONEN ab 1994, mit dem Ausstieg der AdK als Veranstalter, ungleich schwerer hatten.
Zwar fanden sie 1996 und 1998 statt, jedoch nur noch in wesentlich kleinerem Rahmen. (c)
Bei den INVENTIONEN '89 wurden 4 Programm-Blöcke, die so gut wie gar nichts miteinander zu tun hatten, von 4 verschiedenen Parteien verantwortet. Dies waren die sehr aufwendige Ausstellung "Broken Musik" (DAAD und Gelbe Musik), "Bandbreite" (AdK, 7 Konzerte mit Schwerpunkt EM und Künstlerhaus Bethanien), "Musik für ca. 16 Saiten" (DAAD, 12 Streichquartett-Konzerte) und "The relative Violin" ("Freunde Guter Musik Berlin" & Jon Rose & Matthias Osterwold).
Die TU trat zum ersten und bislang einzigen Mal nicht als Mitveranstalter auf, sondem beteiligte sich quasi nur als Gast. Das hatte seinen Grund in der als zu inkohärent empfundenen Programmkonzeption, bei der zudem der Anteil der EM äußerst gering war. (d)
Die INVENTIONEN '90 betreute als Koordinator Michael Muschner. Das Programm deckte ein äußerst breites inhaltliches Spektrum ab, das neben Kammer- und Orchesterkonzerten eine Vorführung mit Jeanne Loriod an den Ondes Martenot ebenso einschloß wie die Fluxus-Performance "Umwälzung fluxorum organum" von Henning Christiansen. Es fand auch ein Konzert mit EM aus dem ostberliner Studio der Akademie der Künste statt (im Programmheft erschien dazu ein Artikel von Manfred Machlitt zur Geschichte des AdK-Studios und allgemein EM in der DDR).
Dazu wurde eine vollständige Retrospektive der Film- und Fernsehproduktionen von Mauricio Kagel gezeigt.
1992 konnten die INVENTIONEN ihr zehnjähriges Jubiläum feiern. Ein Schwerpunkt des von Klaus Ebbeke koordinierten Programms war die Präsentation von acht längeren Kompositionen bzw. Werkzyklen von John Cage, unter anderem mit einem Auftritt von Les Percussions de Strasbourg ("But what about the noise of crumbling paper").
Das Schaffen von La Monte Young wurde mit der Aufführung von 12 wichtigen Werken sowie mit der 5 Wochen andauernden Licht- und Klanginstallation Dream House zelebriert.
Weitere Höhepunkte waren die spektakulären Aufführungen von Robert Ashleys Opern "Improvement" und "eL/Aficionado".
Inhaltliche Schwerpunkte der INVENTIONEN '94 waren das Schaffen von Karlheinz Stockhausen, das mit der Präsentation von insgesamt 29 seiner Werke aus der Zeit von 1950 bis 1992 und einem mit führenden Stockhausen-Experten aus aller Welt hochkarätig besetzten Symposion ausführlich gewürdigt wurde und Neue Musik für Schlagzeug, der 13 Konzerte und zwei Klanginstallationen gewidmet waren.
Im Zentrum der INVENTIONEN '96 stand das Thema "Raum-Musik": u. a. verwandelte Christian Calon das Ballhaus Naunynstraße in einen begehbaren virtuellen Raum. Wolfgang Mitterer gab mit Hans-Ola Ericsson zwei Orgelkonzerte mit Live-Elektronik, und die Groupe de Recherches Musicales aus Paris präsentierte ihr Acousmonium.
Auch die INVENTIONEN '98 wiesen aus gegebenem Anlaß einen inhaltlichen Schwerpunkt auf: 50 Jahre musique concrète.
dieses Motto vereinte die konkrete Musik dreier Komponistengenerationen.
Unterschiedliche kompositorische "Traditionslinien" mit dem "Hauptstrang" des heutigen Pariser Studios GRM-INA kreuzten sich dabei in der gemeinsamen Verwendung eines eigens auf die Raumakustik der Parochialkirche ausgerichteten Lautsprechersystem aus dem Elektronischen Studio der TU Berlin.
Der besonderen Ästhetik der musique concréte wurde zudem in "audiovisuellen" Konzerten entsprochen: die konzeptuelle Verknüpfung der Medien Klang und Film konnte hier auf vielfältige Weise erlebt werden.
Ein begleitendes Symposium thematisierte Geschichte und Gegenwart der musique concrète.
Nachdem die INVENTIONEN '98 inhaltlich von einem zentralen Thema bestimmt waren, stellten die INVENTIONEN 2000 eher eine Momentaufnahme verschiedener gegenwärtiger Entwicklungen dar.
Die Programmgestaltung setzte daher mehrere kleine Schwerpunkte an die Stelle eines übergeordneten; und der zeitliche Rückblick wich einem geographischen Rundblick. An der bewährten Programmstruktur wurde gleichwohl festgehalten, indem die Verknüpfung von akusmatischen Konzerten, Klanginstallationen und einem wissenschaftlichen Symposium fruchtbare Querverbindungen entstehen ließ.
In der ersten Festival-Woche wurden sechs Klanginstallationen an verschiedenen Orten in Berlin-Mitte eröffnet.
Als Brückenschlag zwischen Installations- und Konzertform präsentierten vier der Klangkünstler zudem eigene Werke in einem Konzert. In immer neuen Raumsituationen wurden an zwei weiteren Abenden im Festsaal der Sophiensæle Kompositionen und Live-Performances vorgestellt.
Die Zusammenarbeit mit europäischen Institutionen für elektroakustische Musik wurde durch die Einladung des Birmingham ElectroAcoustic Sound Theatre (BEAST) und des Centri Musicali Attrezzati (CEMAT) fortgeführt. Mit einem aus mehr als 48 Lautsprechern bestehenden Akusmonium erklangen in der Parochialkirche vor allem Kompositionen aus England, Italien und Deutschland, wobei mehrere Kompositionsaufträge vergeben wurden.
Eine wissenschaftliche Reflexion erfuhren die akusmatischen Konzerte durch eine Tagung zum Thema Raumakustik/Raumklangsteuerung/Auralisation. Den Kontrapunkt zu diesen Veranstaltungsblöcken (20.- 25. Juni und 29. Juni - 2. Juli) bildete, mit einigen Wochen Abstand, ein musikalisches "Großereignis": die Aufführung von Luigi Nonos Hörtragödie Prometeo mit dem Ensemble Modern Orchestra und dem Experimentalstudio der Heinrich-Strobel-Stiftung des SWR in der Philharmonie.
Das traditionsreiche Festival Inventionen beginnt am 26. Juni, veranstaltet vom Berliner Künstlerprogramm des DAAD und der Technischen Universität Berlin in Zusammenarbeit mit der singuhr-hoergalerie in parochial.
Während der gesamten Festivaldauer werden 14 Klang- und Multimedia-Installationen neue Räume öffnen und die Veranstaltungs-orte der Inventionen entlang der U-Bahnlinie U2 miteinander vernetzen. Durch die Vielzahl der teilnehmenden Künstler und die Unterschiedlichkeit der Örtlichkeiten erschließt sich dabei ein ungewöhnlich breites Spektrum aktueller Klangkunst, was sowohl Ästhetik als auch Thematik betrifft.
So wirft Gordon Monahan in der daadgalerie mit computergesteuerten Wassertropfen die Frage nach dem Verhältnis von Technologie und Naturkräften auf. Während es weiterregnet, aktiviert Ron Kuivila im verdunkelten Tresorraum im Untergeschoß der Staatsbank seine Funkenharfen und bricht den perfekt funktionierenden Fluß elektronischer Informationen mit Hilfe chaotischer Systeme. Eine Etage höher setzt sich die Gruppe um Franz Martin Olbrisch mit der Staatsbank und seiner ehemaligen Funktion als Finanzzentrum auseinander. Die Äußerungen der Besucher dienen dabei als klangliches Ausgangsmaterial, dessen spezielle Ausformung durch die aktuellen Börsendaten gesteuert und transformiert wird. Im Hauptgebäude der TU gibt es im Rahmen der Inventionen Sonderpräsentationen von Bernhard Leitners Ton-Raum. Mit 576 Lautsprechern installiert Robin Minard im leeren Schwimmbecken des Stadtbads Oderberger Straße eine Vielzahl unabhängiger Klangquellen, die sich wie Pixel auf einem Computerbildschirm verhalten und Klangbilder erzeugen, die sowohl auditiv wie visuell erlebbar sind. Im Heizraum des Stadtbads, wo vorher das Wasser mit Kohle erhitzt wurde, sorgt nun Terry Fox für die nötige Wärme, indem er seine aus verschiedenen Metallröhren bestehenden Instrumente mit Flammen aus Butangas antreibt.
Einen besonderen Höhepunkt des Festivals stellt die deutsche Erstaufführung des Werkes "Le Noir de l'Etoile" (für 6 Schlagzeuger, Tonband und Direktübertragung astronomischer Signale) von Gérard Grisey in der Parochialkirche dar. Ausführende sind "Les Percussions de Strasbourg", für die das Stück geschrieben wurde, sowie Claudia Doderer und Lutz Deppe, die für Raum und Licht verantwortlich sind.
Performances in der Staatsbank (Fast Forward, David Behrman u.a.) und Konzerte mit dem Arditti String Quartet und "Les Percussions de Strasbourg" runden das erste Wochenende der Inventionen ab. Beide Ensembles waren in den vergangenen 20 Jahren regelmäßig Gäste der Inventionen und werden am 30. Juni (SFB-Großer Sendesaal) für die deutsche Erstaufführung der "...Zerstäubungsgewächse" (für 8 Schlagzeuger und Streichquartett) von G.F. Haas zusammentreffen.
Einen weiteren Schwerpunkt bilden die elektroakustischen Konzerte, für die wir u.a. das EMS aus Stockholm und "Musiques & Recherches" aus Ohain (Belgien) gewinnen konnten. Das schwedische Programm (30.6., 1.7., 2.7.) wird neben Werken für Instrumente und Tonband auch die Präsentation des "Bildspel" beinhalten, bei dem in der Staatsbank bis zu 15 Diaprojektoren parallel gesteuert werden. An diesem Ort laden die Inventionen am zweiten Festivalwochenende außerdem zu einer Performance mit Richard Barrett (5. Juli, 22:30 Uhr) und zu einem Konzert mit Werken von italienischen Komponisten ein, gespielt vom ensemble mosaik und Solisten (u.a. Giancarlo Schiaffini).
Zum vierten Male dient die Parochialkirche als einzigartiger Veranstaltungsort für Raum-Klangkonzerte. Neben zwei akusmatischen Konzerten unter der Leitung von Annette Vande Gorne (4. und 5. Juli) gibt es am 6. Juli (22:30 Uhr) u.a. Werke für Tonband und Video sowie am 7. Juli das Konzert MUSICA INFINITA. Dieses Programm entstand in Kooperation von vier europäischen Einrichtungen (CRM Rom, GRAME Lyon, INA*GRM Paris, TU Berlin) und wurde 2001 bereits mit großem Erfolg in Lyon, Paris und Rom präsentiert.
20 Jahre Inventionen: das bedeutet 20 Jahre internationale experimentelle Musik und Klangkunst. Seit zwei Jahrzehnten dokumentiert das Festival gerade jene künstlerischen Entwicklungen, die musikalische Innovation und technologischen Fortschritt zur Synthese bringen.
Ganz im Sinne dieses Anspruchs wurden auch 2002 zahlreiche Kompositionsaufträge vergeben und Künstler verschiedener stilistischer Provenienzen eingeladen. Mehr als zehn Konzert-, Multimedia- und Klanginstallationen haben neue Räume geöffnet und die Veranstaltungsorte der Inventionen entlang der U2 miteinander vernetzt.
Veranstaltungsorte: Stadtbad Oderberger Strasse, Parochialkirche, singuhr-hörgalerie, Staatsbank Französische Straße, daadgalerie, Akademie der Künste, TU Berlin, Sender Freies Berlin.
Veranstalter:
Berliner Künstlerprogramm des DAAD, Technische Universität Berlin
in Zusammenarbeit mit: singuhr-hoergalerie in parochial, Sophiensæle, Evangelische Kirchengemeinde Sophien.
Veranstaltungsorte:
Sophiensæle, singuhr-hoergalerie in der Parochialkirche, Sophienkirche
Insgesamt präsentierte das 4-tägige Festival:
Im Vorfeld des Festivals präsentierten die Veranstalter am 18.06.2004 im Rahmen eines Pressegesprächs in der daadgalerie die CD-Rom zu Inventionen 2002 sowie den neuen Katalog von Robin Minard, im Kehrerverlag erschienen, finanziell unterstützt von der Botschaft Kanada's; mit dem Künstler sprach Frau Prof. Helga de la Motte-Haber.
Das Berliner Festival für neue Musik Inventionen ist weit über Berlin hinaus bekannt als Veranstaltungsreihe für experimentelle und intermediäre Musikformen. Das Festival präsentierte 2004 ein auf aktuelle Musik konzentriertes Programm. So waren fast ausschließlich Uraufführungen zu hören. Der Leitgedanke war die Anregung neuer Arbeiten, und zwar
Trotz der geringen finanziellen Zuwendungen haben die künstlerischen Leiter ein Programm erstellt, das an die bisherigen Inventionen anknüpfend dieses fortführt und weiterentwickelt. Es zeigt sich, dass die Inventionen nicht nur zur Verbreitung zeitgenössischer Musik in Berlin beitragen, sondern auch einen Diskurs entfachen, der die aufgeführten, innovativen und neuen Werke in den Kontext aktueller Tendenzen des Musikschaffens stellt, sowie die gegenwärtige kulturelle Entwicklung international, wie auch Berlin-spezifisch verfolgt und diskutiert. Die Inventionen bilden eine Art Forum, von dem besonders ein junges Publikum angesprochen zu sein scheint. Mit ca. 520 Besuchern waren die Konzerte der Inventionen 2004 so gut besucht, dass die Auslastungsgrenze entsprechend der zulässigen Platzzahl in den Sophiensælen erreicht wurde. Auch die Klanginstallationen in der singuhr-hörgalerie und der Sophienkirche waren sehr gut besucht (1440 in der Sophienkirche und 720 in der singuhr- hoergalerie).
Ein ausführlich informierendes Programmheft wurde im Vorfeld des Festivals erstellt und gedruckt und ist - wie die anderen Hefte auch - über den Pfauverlag zu beziehen. Die Wochenzeitung „Freitag“ und das „Kulturradio“ des rbb konnten als Medienpartner gewonnen werden.
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Literaturhinweise zu Inventionen:
"Blickwechsel, 25 Jahre Berliner Künstlerprogramm"; herausgegeben von Stefanie Endlich und Rainer Höynck; Argon Verlag Berlin, 1988.
Seiten 236 (Hein), 279 zu 1982 (Ebbeke), 287 zu 1983 (Ebbeke), 298 zu 1984 (Ebbeke), 314 zu 1985 (Ebbeke), 323 zu 1986 (Ebbeke), 374 zu TU-Studio & DAAD (Hein).
"Musik… , verwandelt. Das Elektronische Studio der TU Berlin 1953-1995". Frank Gertich, Julia Gerlach, Golo Föllmer. Wolke Verlag 1996.
Seiten 248 - 259 (Frank Gertich).