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Ludger Brümmer (ZKM Karlsruhe)

Physikalische Modelle zur Partitur-, Klang- und  Bildsynthese.

Das Potenzial physikalischer Modelle ist in der Wissenschaft und der Wirtschaft bereits ein feste Größe z.B. in Simulationsversuchen. In der Kunst allerdings wird es stetig aber zurückhaltend angewand. Dabei bieten physikalische Modelle eine ungeheure Möglichkeit Klänge zu entwickeln bzw. auf komplexem Niveau zu synthetisieren. Modelle, wie sie mit der Software Genesis (entwickelt von dem Forscherteam Claude Cadoz, Annie Luciano und Jean Loup-Florens im ACROE Institut Grenoble) hergestellt werden können, haben aber noch weitere Potenziale. In die Modelle lassen sich nämlich auch lange zeitliche Verläufe enkodieren: die Modelle können sich quasi selbst spielen und damit komplexe ryhthmische Gestalten erzeugen. Hierdurch lässt sich Klang sehr ökonomisch notieren und letztendlich auch komprimieren. Weiterhin können die komplexen Bewegungsabläufe der  Modelle visualisiert und somit zur Veranschaulichung sowie zu einer Quelle visueller Gestaltung werden, die in sich schon einen engen Bezug zur Musik repräsentiert.


Ludger Brümmer

Gestalt (2002), 5 min

Die klingenden Objekte in Gestalt sind allesamt mit physikalischen Modellen entwickelt und realisiert worden. Neben der rhythmischen Eigenschaften sind auch die Lautstärken, Tonhöhen, Klangfarben, Hüllkurven sowie die Dauern das Resultat einer initialen Definition eines physikalischen Modells. Wie dies mäglich ist läßt ein einfaches Beispiel klären: Ein Pendel schlägt eine Glocke an. Würde man das Pendel aus einem anderen Material herstellen, so würde sich die Klangfarbe des Anschlages ändern, würde der Pendel schwerer sein, so würde dies gleichzeitig Auswirkungen auf Lautstärke und Rhythmus haben, denn ein schweres Pendel schwingt langsamer etc. Vielleicht  läßt sich solch ein komplexes physikalisches Modell am ehesten mit einer Spielmaschiene vergleichen mit der eine komplette musikalische Struktur in der Hardware vordefiniert ist. In diesem Fall ist es allerdings ein algorithmus.  Streng genommen ist die Gestalt eine algorithmische Komposition, die sich der Algorithmen der Newtonschen Mechanik bedient. Und doch ist dieses Werk gleichzeitig sowohl eine  Musique Concrete als auch eine elektronische Musik, denn sie enthält Aspekte von realen, aufgenommen Klangobjekten, als auch Aspekte von Klangsynthese.