Bemerkungen zu den Filmen

Recherche Image

 

Mit der Musique concrète und der GRM assoziiert man vornehmlich "Geräuschmusik". Unbeachtet bleibt meist, daß die Ästhetik und Programmatik der konkreten Musik ganz wesentlich durch die Auseinandersetzung mit den visuellen Medien geprägt wurde.

In dem 1942 verfaßten Aufsatz Esthétique et Technique des Arts Relais schlägt Pierre Schaeffer vor, durch Übertragung der filmischen Mittel auf das akustische Medium eine rundfunkeigene Kunst zu entwickeln. Montage, Zeitraffer und Zeitlupe – bestimmende Produktionsverfahren der konkreten Musik – wurden direkt vom Film übernommen.

Auf Anregung von Schaeffer rief 1960 der Service de la Recherche die Groupe de Recherche Image (G.R.I.) ins Leben, um die Möglichkeiten des experimentellen Films und der wechselseitigen Beeinflussung von Bild und Ton zu erforschen. Dort entstanden zu Kompositionen aus den Studios der GRM u.a. die abstrakten Filme des Malers Piotr Kamler.

Die "akusmatische Musik" schließlich versteht sich als Umkehrung des Stummfilms; auch dort, wo auf sichtbare Bilder bewußt verzichtet wird, spielt somit das visuelle Medium als Metapher eine wichtige Rolle. Den Begriff musique acousmatique prägte François Bayle für Musik, die man hört, ohne ihre ursprüngliche Klangquelle zu sehen (nach Pythagoras, der seine Vorträge immer hinter verschlossenem Vorhang hielt). Gemeint ist Lautsprechermusik bzw. elektroakustische Musik (wobei für die GRM nicht der technische Aspekt der Klangerzeugung im Vordergrund steht, sondern die neue Hörweise), zu der eine solche Musik auffordert. Klänge, ohne Bilder in den Raum projiziert, evozieren visuelle Vorstellungen. Diese Kunst stellt eine Art Hörkino dar und steht wie der Film eigenständig neben anderen Kunstgattungen. Das Akusmonium – ein 1973 von Bayle entwickeltes Lautsprecher-Orchester, mit dem die Klangbilder im Raum verteilt und bewegt werden können – bildet die dreidimensionale Projektionswand für diesen Hörfilm.