Bandbreite

3. Konzert


STEFAN TIEDJE:
"Wollten Sie nicht schon immer in einem Stück für 19-tönige Skalen mitspielen?"

ist eine Musik, die durch das Publikum beeinflusst wird, indem durch an den Eingangstüren angebrachte Soundbeams mein Computerprogramm gesteuert wird. Die Musik ist durch zusätzliche Lautsprecher vor dem Konzertsaal schon zu hören.

Nachdem das Publikum durch das Betreten des Konzertsaales die Ouvertüre gespielt hat, werde ich das Stück durch eigene Soundbeam-Manipulationen fortführen, um dann die Initiative dem Publikum wieder zu überlassen wenn es aus dem Konzertsaal herausströmt, wo es dann den wohlverdienten Applaus spenden darf.

Die zu Gehör kommenden Klänge werden durch Synthesizer und Sampler, die auf eine 19-tönige Scala gestimmt sind, erzeugt und durch ein Computerprogramm gespielt, das auf die Signale der Soundbeams reagiert. (Der Soundbeam ist ein Gerät, das bei der Unterbrechung eines virtuellen Strahls die Entfernung in digital codierter Form in den Rechner weitergibt.)

Über meine Musik und das Programm "Polyrik":

Die Verbindung improvisatorischer und kompositorischer Elemente steht im Vordergrund meiner Arbeit. Um dies zu erreichen, benutze ich ein Computerprogramm, das diverse Synthesizer und Effektgeräte ansteuert. Es komponiert dabei mit von mir vordefinierten, teilweise sehr komplexen Regeln, die live durch unterschiedliche Parameter variierbar sind. Das Programm verfolgt dabei zeitlich parallel verschiedene Kompositionslinien, die jeweils andere Klänge ansteuern und mir die Gelegenheit geben, durch Mischtechniken eine Collage aus den' erzeugten musikalischen Charakteren aufzubauen.

Die programmierten Regeln entsprechen bei diesem Konzept der kompositorischen Arbeit, während die live-elektronischen Eingriffsmöglichkeiten das System zu einem komplexen Improvisationsinstrument werden lassen.

Stefan Tiedje

FRIEDER BUTZMANN / THOMAS KAPIELSKI:
VAMPYROTEUTHIS INFERNALIS GIOVANNI

Unser Projekt VAMPYROTEUTHIS INFERNALIS GIOVANNI ist eine Elektronische Musik aus 4 Lautsprechern erzeugt von 4 Menschen, die mit 8-, 4- und 2-Kanaltonbandmaschinen und allerlei digitalen und analogen neueren und älteren elektronischen Klangerzeugern und Klangmanipulatoren hantieren. Begleitet wird die Musik von Filmschlaufen, die von einem Menschen erzeugt wurden und von 4 Projektoren dargeboten werden.

Wir - Butzmann/Kapielski - lieben Musik so sehr, dass wir uns die meiste Zeit mit ihr beschäftigen.

Auf unserer langen Lebensreise von Schlager zu Pop, dann zur Kunstmusik und über Punk hin zur Amoralisierung der Töne, streiften wir so manches dröhnende Quietschen, dunkle Brummen oder wilde Rauschen.

Auch wir haben die seriellen Abstufungen der Rauschanteile in Stockhausens frühen Werken nicht heraushören können. - Auch wir wissen zu einem bestimmten Cluster nicht viel mehr zu sagen, als dass es schräg oder einfach gewaltig klingt.

In Missbrauch der Neuen Musik hörten wir die Elektronische Musik der 50er und 60er vornehmlich mit dem Bauch; wie ein Gitarrensolo von Hendrix: aggressiv, aufwühlend, futuristisch.

Ja! dachten wir, das wollen wir auch machen!!

Anfangs mussten wir noch Schaltpläne studieren, Tage lang löten, um uns kleine Schwingungserzeuger, Multivibratoren selbst zu basteln, so stellt uns die Industrie nun schon seit Jahren immer bessere Apparaturen zur Verfügung.

Wir haben uns die Freude am satten Ton, am fetzenden Glissando, brodelnden Rauschgenerator nicht nehmen lassen.

Immer wieder probieren wir aus. Keine Kabelverbindung ist uns zu gefährlich, kein Schwingkreis zu digital, um nicht einmal bis an seine Grenzen ausgefahren zu werden.

Wir suchen, wollen entdecken ohne Unterlass.

"Nil humani mihi alienum poto"

Frieder Butzmann/Thomas Kapielski

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