Grenzüberschreitende Beziehungen der Künste darzustellen, ist Ziel der jährlich stattfindenden Veranstaltungsserie "Sprachen der Künste".
1986 haben "Inventionen" und "Sprachen der Künste III" gemeinsam "Musik und Sprache" als Thema gewählt.
Die Nähe bestimmter musikalischer Vorgänge zur Sprache und die Musikalität der Sprache haben Poeten, Schriftsteller, Musiker und bildende Künstler zu hervorragenden Werken angeregt.
Durch die Kompositionen, die in der Akademie der Künste zur Aufführung gelangen, werden Aspekte sowohl der Annäherung als auch der Verknüpfung von Musik mit Bereichen der Sprache gezeigt.
Aufführungen derartiger Werke bedeuten für die Ausführenden interpretatorische Verbindung instrumentaler, vokaler und komponierter visueller Aktionen.
In vielen Werken (etwa bei de Pablo, Globokar und Kagel) sind die Ausführenden substantiell am Entstehen einer akustischen Realität durch kompositorische Anweisungen beteiligt.
Interpretation gewinnt durch den Charakter der Werke eine andere Dimension und wird zu einem kreativen Prozess, der enorme Möglichkeiten in sich birgt.
Verbindungen von "Musik und Sprache" haben dazu beigetragen, solches hervorzubringen.
Zitat:
"Nono, für den die gesellschaftliche Situation unerträglich ist, will, dass die Kunst diese verändert. Cage, für den die Kunst unerträglich ist, will, dass die gesellschaftliche Situation diese verändert. Beide versuchen den Abgrund zu überwinden."
(Morton Feldman)
In einigen Kompositionen der Programme spiegeln die musikalische "Sprache" und die Art ihres Entstehens Formen gegenwärtigen, gesellschaftlichen menschlichen Handelns wider.
Es stehen anarchische Werke wie das "Klavierkonzert" von Cage oder "Folio" von Brown durchorganisierten Arbeiten wie den berühmten Etüden von Messiaen gegenüber.
Andere Werke modifizieren diese Positionen oder sind aufgrund ganz anderer Überlegungen entstanden.
Wenn Musik als autonomes Objekt überhaupt dazu beitragen kann, jenen Abgrund zu überwinden, so nur durch die vorbildliche Qualität ihrer eigenen "Sprache".
Eberhard Blum