INVENTIONEN'83                                                                                              Samstag, 12.2.1983
8. Konzert                                                                                                            21 Uhr
TU-Gebäude Ackerstraße (Wedding)


RAND STEIGER (geb. 1957)

in New York City. Schlagzeug-Studium an der Highschool of Manhattan und Komposition und Schlagzeug an der Manhattan School of Music. 1980 BA der Manhattan School. Danach Graduierten-Stipendium für Yale University und CalArts. Entschloss sich zur Fortsetzung der Studien bei CalArts (California Institute of Fine Arts). Abschluss mit MA in Fine Arts 1982.
1980 gründete R. Steiger das Ensemble EAR-UNIT, das sich auf Konzerte elektroakustischer und zeitgenössischer Musik spezialisierte. Als Dirigent und Schlagzeuger spielte er mit EAR-UNIT in California, im American Center Paris und auf dem Holland Festival sein Stück "Quintessence". 1981 wurde sein Marimba-Concerto "Dialogue II" vom Los Angeles Philharmonischen Orchester uraufgeführt und mit der höchsten Anerkennung ausgezeichnet, die in den USA vergeben wird, dem Grant for Young Composers.
Rand Steiger gehört z. Zt. der Fakultät CalArts an. Er lehrt Komposition und Elektronische Musik und schreibt gerade ein Konzert für Horn im Auftrag der Los Angeles Philharmonie New Music Group.


ROGER REYNOLDS (geb. 1934)

in Detroit. Physikstudium (B.S.E. 1957) und Kompositionsstudium (M.M.1961) in Ann Arbor / Michigan. Weitere Studien im elektronischen Studio der HfM Köln (1962), in Frankreich und Italien (R. L. Finney und Roberto Gerhard). Mitgründer des ONCE-Festivals in Ann Arbor (1960) und der Cross-Talk-Concerts in Tokio (1969). Zahlreiche Aufführungen seiner Werke in Europa, Japan und USA. Seit 1969 Lehrer an der University of California in San Diego, wo er 1971 das Center for Music Experiment gründete.

... THE SERPENT - SNAPPING EYE

für Trompete, Schlagzeug, Piano und 4-kanalige Computerklänge wurde 1978-79 komponiert (verlegt bei Edition Peters London) .

"SILICON VALLEY BREAKDOWN" und "LOVE IN THE ASYLUM"
sind Computermusic-Kompositionen; die letztere hat 1982 in Bourges den zweiten Preis in der Sparte "Digital Electronic Music" erhalten.


MORTON SUBOTNICK (geb. 1933)

Geboren in Los Angeles, ist ein Pionier auf dem Gebiet der elektroakustischen Musik. Mitbegründer des San Francisco Tape Music Center (jetzt im Mills College); war Music Director der Halprin's Dance Company, des Lincoln Center Repertory Theatre und des Electronic Circus in New York. Unterrichtete im Mills College und in der New York University, Gastprofessor für Komposition an den Universitäten von Maryland, Pittsburgh und Yale.
Von den Anfängen der elektronischen Musik in Amerika bis heute schuf Subotnick vielbeachtete Werke elektroakustischer Musik, die auf zahlreichen Schallplatten dokumentiert sind. Bemerkenswert sind seine "Ghost"-Stücke, in denen auf Band aufgezeichnete Signale das elektronische Equipment (Synthesizer, "Ghost-Box") steuern und die vom Mikrofon zugeleiteten Instrumentalklänge modifizieren.
Subotnick erhielt mehrere Auszeichnungen und Stipendien, u.a. das des Berliner Künstlerprogramms des DAAD im Jahre 1981.

ASCENT INTO AIR
für 2 Klarinetten, 2 Posaunen, 2 Schlagzeuge, 2 Pianos,

2 Celli und Computerklänge ist der erste Teil des größeren Werkes "The double life of amphibians". Jeder Teil dieses Werks ist eigenständig und kann daher einzeln und voneinander unabhängig aufgeführt werden. The "double life of amphibians" ist eine Metapher, die das Strukturmodell der Komposition und die Beschaffenheit des Klangmaterials andeuten soll. Diese Metapher beschäftigt sich mit der Vorstellung, dass Amphibien trotz evolutionsbedingter Verwandtschaft zu den Land-Wirbeltieren auf das Element Wasser angewiesen sind, und also "weder Fisch noch Fleisch" sind. Diese Umschreibung aber steht auch für ganz einfache Situationen, wo allmähliche Veränderungen stattfinden (in kultureller oder struktureller Hinsicht) und zwei gleichzeitige oder sich abwechselnde Formen oder Zustände existieren, die oft konträr sind. In mancher Hinsicht ist das künstlerische Arbeiten mit der Technik ein Beispiel für diese Metapher. Wir befinden uns an einem entscheidenden Punkt der Entwicklungsphase unserer Kommunikationsfähigkeit, insbesondere bei der Transformation sowohl des Inhalts als auch der Art und Weise der Kommunikation. Diese Metapher wird in mehreren Stufen der Komposition ausgedrückt. Hierzu einige Beispiele:

  1. Jedes Instrument hat quasi einen Doppelgänger, genau gegenüber platziert.
  2. Der Computer arbeitet als paralleles Instrument zu den Celli, auf dessen Aktionen er antwortet, jedoch mit Bewahrung seiner klanglichen und räumlichen Eigenart.
  3. Pianos und Schlagzeuge bilden eine gemeinsame Gruppe, während die Celli und der Computer eine zweite Gruppe bilden, aber
  4. diese beiden Gruppen zusammen erzeugen eine Art flüssige Textur, die sich durch "Wellen" von Lautstärke- und Räumlichkeitsänderungen artikulieren.
  5. Klarinetten und Posaunen bilden eine mehr "normale" Musikrealität, in der das Material leichter wiedererkannt werden kann; dies stellt einen Kontrapunkt zur Musik der Celli, Pianos, Schlagzeuge und des Computers dar.
  6. Im fünften, letzten Teil konvergieren die Elemente schließlich und formen eine Synthese und Transformation aller vorangegangener 'Dualismen' (ascent into air).

Das Werk ist ein Auftrag von Madame Pierre Schlumberger, Centre Georges Pompidou, Paris. Es wurde uraufgeführt vom Ensemble Intercontemporaine unter der Leitung von Peter Eötvös im Januar 1982.



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