INVENTIONEN'83                                                                                              Dienstag, 8.2.1983
4. Konzert                                                                                                            21 Uhr
TU-Gebäude Ackerstraße (Wedding)


EBERHARD BLUM (geb. 1940)

Studium der Flöte an der Musikhochschule in Berlin. Mitbegründer und bis 1970 Mitglied der "Gruppe Neue Musik" in Berlin. Uraufführungen zahlreicher, zum Teil für ihn geschriebener Werke für Flöte in Europa und USA.
1973-76 Mitglied des "Center for the Creative and Performing Arts in Buffalo (USA). Aktivitäten auf dem Gebiet des Musikalischen Theaters und Aufführungen von Sprechstücken. Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern an Performance-Projekten und Installationen. Mitglied des Ensembles "Morton Feldman and Soloists".
1974 Berliner Kunstpreis-Stipendium, 1977/78 Gast der Cité des Arts in Paris, 1978 Stipendium für das P.S.1-Projekt in New York, 1983 Villa Serpentara Stipendium der Akademie der Künste Berlin.
Neue Projekte: 1983 Galerie Wewerka Berlin Bilder-Konzepte-Aufführungen, 1983 Quergalerie Berlin Installationen.

ROLAND PFRENGLE (geb. 1945)

Kompositions- und Tonmeisterstudium an der Hochschule für Musik Berlin und an der Technischen Universität Berlin. Schüler von Heinz Friedrich Hartig, Frank Michael Beyer und Isang Yun. Arbeitsstipendium für das Elektronische Studio Utrecht und die Villa Massimo in Rom. Als Instrumentalist und Komponist Mitglied mehrerer Gruppen. Kompositionen für Kammerensemble, Orchester und Oper, auch Filmmusik und Schauspielmusik. Elektronische Musik. In den letzten Jahren intensive Arbeit an der Verkopplung von Computer, elektronischem Klangerzeuger und mechanischem Musikinstrument. Lebt in West-Berlin. Konzertreisen in Europa und den USA, vorwiegend mit dem NO-SET Ensemble , dessen Gründer er ist. Er erhielt das Arbeitsstipendium des Berliner Kunstpreises für 1982.

MARTIN RICHES (geb. 1942)

Auf der Isle of Wight geboren. Studierte an der Architectural Association School of Architecture, London. 1969 Übersiedlung nach Berlin, wo er als freier bildender Künstler arbeitet. Hauptinteressen sind Maschinenobjekte (z.B. eine Serie von "Walking Machines") und Musikmaschinen (z.B. die Flute-Playing Machine). Zusammenarbeit mit den Komponisten und Interpreten Eberhard Blum, Wolfram Erber, Roland Pfrengle, Schaun Tozer und Hartmut Westphal.
Einzelausstellungen: 1973 Objekte-Texte-Kompositionen im Haus am Kleistpark, Berlin (mit Eberhard Blum und Helmut Krauss), 1978 Maschinen und Objekte in der Galerie André, Berlin, 1981 Musik-Percussion-Zeitmaschinen in der Galerie André, Berlin.

 

FELDER I (1980)
Roland Pfrengle / Eberhard Blum
Die Komposition / Improvisation basiert auf den Obertönen von G und B, die entweder als Tonhöhenstruktur oder als Klangstruktur in Erscheinung treten. Die Modulatoren, die den Klang der Flöte beeinflussen, und die elektronischen Klangerzeuger werden ihrerseits vom Flötenton gesteuert. Durch Pedale kann der Flötist verschiedene Funktionszuordnungen von Computer und Flötenton auswählen. Die Verwendung eines Mikrocomputers ermöglicht eine hohe Präzision der Modulatoren und Generatoren und eine schnelle Reaktion auf den Flötisten. Dieses wäre mit konventionellen Synthesizern nicht möglich. Der dennoch verwendete Synthesizer wird von einem zweitem Musiker gespielt und hat die Funktion des mehr emotionalen Auskostens von Begleiterscheinungen des Flötentons, wie Atem und Geräusche. Er kommentiert auch von der Flöte provozierte elektronische Klänge.
Das Werk wurde bei dem "Warschauer Herbst" 1980 uraufgeführt.

 

TRIPTYCHON (1981/82)

Drei gleichberechtigte Ebenen der Klangerzeugung werden miteinander verbunden:

  1. elektronische Klänge (Computer, Synthesizer)
  2. mechanisch erzeugte Klänge der Flöten
  3. durch ein Computerprogramm gesteuerte Klänge der Sound Machine

Ein Computerprogramm schafft die Möglichkeit, die Klangvorgänge der Sound Machine durch das Flötenspiel (Tonhöhe, Dynamik etc.) und die elektronisch erzeugten Klänge zu steuern. Die sinnvolle Verbindung der drei Ebenen der Klangerzeugung ermöglicht einen musikalischen Vorgang, der, obwohl äußerst genau geplant, ein hohes Maß an Freiheit und Spontaneität zulässt. Die Uraufführung des Werkes fand im April 1982 in Amsterdam statt.
Eberhard Blum

 

Sound Machine

Die Sound Machine ist ein experimentelles Baukastensystem zur mechanischen Klangerzeugung mit automatischer Steuerung. Es ist insbesondere für die Aufführung manuell nicht spielbarer Musikwerke konzipiert.
Der derzeitige Aufbau besteht aus einem Gebläse und einem Winddruckregler und einer oder mehreren Windladen mit Magnetventilen. Die Windladen können mit Labialpfeifen beliebig besteckt werden. Die Pfeifen können in einer chromatischen Skala, in Vierteltonabständen oder in Mikrotonclustern gestimmt werden, können vorher "präpariert" oder im Laufe einer Aufführung manipuliert werden.
Die Steuerung erfolgt durch einen Mikroprozessor. Durch den Anbau entsprechender Vorrichtungen können Perkussions- und Saitenklänge erzeugt werden.
Ich möchte Eberhard Blum, Roland Pfrengle und George Sasson für ihre Hilfe, Rat und Musik danken.
Der Bau der Sound Machine wurde durch ein Arbeitsstipendium der Stadt Berlin ermöglicht.
Martin Riches
Berlin, Oktober 1981


 mit Jolyon Brettingham-Smith.


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